zurück „Eine neue Hüfte, ein neues Leben“

Mellerin spaziert wieder ohne Stock spazieren / Wie sich Arthrose bemerkbar macht

Die Mellerin Doris Thennig kann seit einer Hüftoperation durch Dr. Tobias Fricke wieder problemlos laufen. Fotos: Stefan Gelhot

Kirsten Muck

Laufen? Das ging nur noch mit einem Stock oder Walking-Stöcken. Autofahren war auch nicht mehr möglich. Erst seit der Operation an der Hüfte kann Doris Thennig aus Melle wieder problemlos laufen.
Es war so ein komisches Gefühl im Oberschenkel. Da war irgendetwas, was da nicht hinpasste: „Als wäre da Sand im Getriebe“, erinnert sich Doris Thennig. Die Schritte wurden von Tag zu Tag kleiner und beschwerlicher. Auch das Autofahren wurde schwieriger, am Ende unmöglich, weil sie das rechte Bein nicht mehr ausreichend bewegen konnte. Fortan gin

Laufen? Das ging nur noch mit einem Stock oder Walking-Stöcken. Autofahren war auch nicht mehr möglich. Erst seit der Operation an der Hüfte kann Doris Thennig aus Melle wieder problemlos laufen.
Es war so ein komisches Gefühl im Oberschenkel. Da war irgendetwas, was da nicht hinpasste: „Als wäre da Sand im Getriebe“, erinnert sich Doris Thennig. Die Schritte wurden von Tag zu Tag kleiner und beschwerlicher. Auch das Autofahren wurde schwieriger, am Ende unmöglich, weil sie das rechte Bein nicht mehr ausreichend bewegen konnte. Fortan ging die 77-Jährige zu Fuß mit einem Stock, für längere Strecken nahm sie Walking-Stöcke.
Doch die Zeit ist seit dem 22. Oktober vorbei. An dem Tag tauschte der Orthopäde Tobias Fricke ihr altes, kaputtes Gelenk gegen ein Neues aus. Eine Operation, die Fricke und seine drei Kollegen aus der orthopädischen Praxisgemeinschaft mehrere Hundert Mal im Jahr am Christlichen Klinikum durchführen. Auch künstliche Kniegelenke setzen die Spezialisten ein. Die Praxis ist seit 2015 zertifiziertes Endoprothetikzentrum.

Jährlich bis zu 400 000 Operationen

Das Modell in der Mitte zeigt ein kaputtes Hüftgelenk, das linke zeigt ein künstliches Gelenk.

In Deutschland würden bis zu 400 000 solcher Operationen (Hüfte und Knie) im Jahr durchgeführt, berichtet Fricke. Die häufigste Ursache sei eine Arthrose, also ein natürlicher Verschleiß, bei dem sich der Gelenkknorpel abnutzt, erklärt der Facharzt. Die meisten Patienten seien im Rentenalter. Vereinzelt behandele er aber auch 40-Jährige, die zum Beispiel wegen einer Hüftdysplasie mit einem frühzeitigen Verschleiß ein neues Gelenk brauchen. Diese Symptome deuten auf eine Arthrose in der Hüfte hin: Schmerzen bei Belastung oder Bewegung; Bewegungseinschränkungen; Patienten können sich nicht mehr die Socken oder Schuhe anziehen, weil sie sich nicht mehr bücken können; Einschränkungen der Gehstrecke; Probleme beim Treppensteigen; Schmerzen im Ruhezustand; Patienten können nicht vernünftig schlafen; Geräusche wie beispielsweise ein Knirschen bei Bewegungen; diese sind aber selten. „Sobald Einschränkungen der Lebensqualität auftreten, sollten Patienten die Symptome abklären lassen“, rät Tobias Fricke.

Kleine, aber stetige Fortschritte

Bei Doris Thennig war es der Verschleiß. Zwei Jahre lang versuchte sie es mit Spritzen, Osteopathie, Physiotherapie und Fitnesstraining. Ihr Hausarzt schickte sie Anfang Oktober zum MRT. Bei dieser Untersuchung stellte sich heraus, dass die Hüfte kaputt war. Doris Thennig zog Tobias Fricke zurate. Die Operation war unumgänglich: „Ich hatte keine Angst vor der OP“, sagt die 77-Jährige. Die Freude über ein Leben ohne Gehstock überwog.
Nur sechs Wochen nach der Operation spaziert die Mellerin ohne Stock durch Melle: „Ich kann wieder problemlos vom Stuhl aufstehen“, sagt Doris Thennig begeistert und demonstriert zugleich das Aufstehen.
In kleinen Schritten trainiert sie ihre Beweglichkeit. Sich bücken und in die Hocke gehen darf sie noch nicht. Aber ihre Fortschritte – das bestätigt auch Tobias Fricke – sind erstaunlich. Schon in der Reha ist die rüstige Rentnerin ihren Leidensgenossen davongelaufen.
Sie trainiert für längere Spaziergänge an der Alster. Die hat sie immer geliebt, wenn sie ihre Tochter in Hamburg besucht hat: „Ich will unbedingt selbstständig bleiben. Ich will Auto fahren und da hingehen, wo ich hinwill“, sagt sie. Beharrlich arbeitet sie nun auf ihr Ziel hin.


Aus: Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) – Mittwoch, 5. Januar 2021