Das Knie wird zur Baustelle
Meller Orthopäde erklärt die Schwierigkeiten mit Prothesen / Bad Essenerin berichtet über ihre OPs
Ina Wemhöner
Arthrose, Knorpelschaden oder Verschleiß: Die Orthopäden Henning Kleveman, Veit Allersmeier, Tobias Fricke und Jan-Rasmus Trümper von der orthopädischen Praxisgemeinschaft im Ärztehaus am Krankenhaus Melle haben schon vielen Patienten mit langen Leidensgeschichten helfen können. „Mit Hüftprobleme kommen eigentlich die meisten Patienten zu uns, aber auf Platz zwei kommt ganz klar das Knie“, erklärt Tobias Fricke Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Die Ursachen dafür seien ganz verschieden: „Es kann der typische Gelenkverschleiß im höheren Alter sein. Aber auch Wachstumsschmerzen bei Kindern, ein Knorpelschaden oder ein Meniskusriss“, so Fricke. Solche Verletzungen entstünden, wenn das Knie unter starker Belastung verdreht werde, daher seien Ballsportarten wie Fußball häufig die Ursache.
Operation oder leichte Bewegungen helfen
Aber nicht immer sei in solch einem Fall eine Operation oder Prothese vonnöten, denn mit leichten Übungen wie Fahrradfahren oder Schwimmen könne schon eine Verbesserung eintreten. „Es kommt aber immer auf den Leidensdruck der Patienten an. Am Ende müssen sie selbst über eine OP entscheiden“, sagt der Orthopäde.
Margot Sommerfeld aus Bad Essen hatte sich 2017 für eine Knie-Prothese entschieden, da die 72-Jährige mit andauernden Schmerzen kämpfte: „Die Probleme kamen wahrscheinlich durch die Belastung beim Tennisspielen. Ich hatte zuvor schon viel ausprobiert: Spritzen mit Hyaluronsäure, Nahrungsergänzungsmittel und viel Bewegung – aber nichts half so richtig.“
Nach der Operation war der Schmerz zunächst zwar weg, die Seniorin hatte jedoch weiterhin Schwierigkeiten mit ihrem Knie: „Ich hatte immer das Gefühl, das Gelenk rutscht bei bestimmten Bewegungen seitlich weg und die Prothese bietet keine Stabilität. Ich fühlte mich damit einfach nicht wohl“, beschreibt sie. Nach einem Sturz auf das Knie im vergangenen Sommer sei es noch schlimmer geworden und das Gelenk musste erneut am CKM operiert werden.
„Wir mussten zuerst ein Infektionsgeschehen ausschließen, aber das kommt in den seltensten Fällen vor. Bei der OP wurde dann das gesamte künstliche Kniegelenk ausgewechselt und letztendlich in eine neue Form überführt, die deutlich länger Stiele hat und dadurch stabiler ist“, erklärt Fricke. Dass es bei Knieprothesen öfter, als zum Beispiel bei Hüftprothesen, zu Problemen kommen kann, ist dem Orthopäden bekannt.
Laut Tobias Fricke liegt die Zufriedenheit bei Hüftprothesen bei 94 bis 96 Prozent nach einer Operation. Beim Kniegelenk-Eingriffen sind jedoch nur 85 Prozent zufrieden. Margot Sommerfeld gehört somit zu den 15 Prozent. „Das Kniegelenk und der ganze Bewegungsablauf ist sehr viel komplexer, als bei der Hüfte. Und das macht es so schwierig, eine ideal sitzende Prothese einzusetzen. Wichtig ist: Das Knie darf nicht versteifen“, erklärt der Orthopäde. Die Techniken und Prothesen hätten sich aber im Laufe der letzten Jahre immer wieder verbessert und diese hielten nun auch sehr viel länger.
Die neue Prothese ermöglicht Margot Sommerfeld, durch den Knochenzement eine stabile Verankerung und damit auch eine Kraftübertragung zwischen Knochen und künstlichem Gelenk, wie der Meller Arzt weiter erklärt.
„Ich bin jetzt total glücklich damit und konnte nach der Operation und der Reha wieder vie Sport machen“, sagt die Rentnerin. Sie hebt aber hervor, wie wichtig Bewegung und die Eigenverantwortung für die Genesung sind.
Bad Essenerin mit Eingriff zufrieden
„Man muss dranbleiben. Ich bin von Tennis auf Aqua-Jogging und Gymnastik umgestiegen – das kann ich allen Leuten mit Knieproblemen empfehlen.“
Meller Kreisblatt 16.01.2025