zurück Spezialisiert auf künstliche Gelenke

Klinikum Melle nun Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung: Was das für Patienten heißt

Ina Wemhöner

Melle Im Christlichen Klinikum Melle bekommen Patienten nicht nur neue Hüften oder Knie – sie bekommen ein ganzes Team aus Spezialisten an die Seite gestellt. Jetzt wurde die Klinik als Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung ausgezeichnet. Was das bedeutet – und warum Hüft- und Knie-Probleme weit verbreitet sind.

Was bedeutet überhaupt „Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung“? Ein sogenanntes Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung (EPZmax) ist eine medizinische Einrichtung, die sich auf die Implantation und den Austausch von künstlichen Gelenken (Endoprothesen) spezialisiert hat und dafür bestimmte Qualitätsstandards erfüllt.

Wer vergibt diese Titel? Mit einem sogenannten Endocert-Siegel werden Endoprothetikzentren ausgezeichnet. Sie werden in jährlichen Begehungen auf die Einhaltung festgesetzter Qualitätsstandards im Sinne der Patientensicherheit überprüft, erklärt der Orthopäde Dr. Veit Allersmeier das Verfahren. Es gibt demnach zwei Stufen: das reguläre Zentrum und das Zentrum der Maximalversorgung. Letzteres bedeutet: höhere Fallzahlen, komplexere Eingriffe, mehr Erfahrung.
Man muss zuvor jedoch den Antrag stellen, eine Menge Unterlagen einreichen, Strukturen und Abläufe darlegen. Danach kommt ein Auditor ins Krankenhaus, überprüft alles vor Ort. Das CKM ist bereits seit 2015 zertifiziert, hat aber jetzt erstmals das „Upgrade“ zur Maximalversorgung erhalten.

Was bedeutet das jetzt konkret jetzt für Patienten? Die Versorgung war vorher schon gut – und bleibt es auch, so Christian Schedding, Verwaltungsdirektor am CKM. Die neue Auszeichnung soll nun zeigen, dass hier auf höchstem Niveau gearbeitet wird. Für Patienten ändert sich demnach nichts – außer, dass sie wissen: Hier sind erfahrene Spezialisten am Werk. „Es ist eine Anerkennung für viele Jahre qualitativ hochwertige Arbeit. Und für uns ein Ansporn, diesen Standard weiter hochzuhalten – im Sinne unserer Patienten“, sagt Allersmeier.

Wie viele Operationen führen Sie im Jahr durch? Mehr Patienten, mehr Operationen – und deutlich mehr Wechseloperationen. Im vergangenen Jahr waren es 829 Operationen (2023 waren es 45 OPs weniger): – 422 Hüftprothesen – 342 Knieprothesen – 19 Wechseloperationen an der Hüfte – 46 Wechseloperationen am Knie
Es werden aber nicht nur neue Prothesen eingesetzt, sondern auch gelockerte oder verschlissene ausgetauscht, schildern die Ärzte. Die Versorgung mit Endoprothesen sei ein verbreitetes chirurgisches Behandlungsverfahren.
„Wir schaffen vier Eingriffe pro Tag. Fünf sind die Ausnahme und nur möglich, wenn alle Abläufe optimal funktionieren. Wir haben aber auch noch zusätzlich die Patienten-Sprechstunde in der orthopädischen Praxisgemeinschaft“, sagt Tobias Fricke. Durch den endoprothetischen Ersatz von geschädigten Gelenken sollen vor allem Schmerzfreiheit, ein Mobilitätsgewinn und die Verbesserung der Lebensqualität betroffener Patienten erreicht werden, erklären die Orthopäden.

Warum brauchen denn so viele Menschen ein neues Hüft- oder Kniegelenk? Bei Kniepatienten seien die Gründe oftmals Übergewicht oder Fehlstellungen. Bei Hüften spielt die Anatomie eine Rolle – zum Beispiel, wenn der Oberschenkelhals ständig das Gelenk reizt, erklärt Dr. Henning Kleveman. Auch der demografische Wandel und der gestiegene Anspruch an Lebensqualität tragen dazu bei, dass die Zahlen nicht sinken.

Wie läuft die Versorgung ab? Wie lange bleibt man im Krankenhaus? In der Regel sechs Tage stationär. In dieser Zeit ist vor allem das Zusammenspiel vieler Berufsgruppen wichtig – Pflegepersonal, Ärzte, Physiotherapie, Sozialdienst, Labor, Reha – rund 70 bis 80 Mitarbeitende sind direkt oder indirekt beteiligt. Die orthopädische Station hat 36 Betten, erklärt der Verwaltungsdirektor.

Technischer Fortschritt: Sind Wechseloperation bei Endoprothesen heute denn noch üblich? Wenn eine Prothese, zum Beispiel im Knie oder in der Hüfte, locker wird oder Probleme bereitet, muss sie ausgebaut und durch eine neue ersetzt werden. Auch in der modernen OP-Technik und beim Material habe sich zwar vieles getan – Wechseloperationen seien dennoch nötig und Alltag am CKM: „Durch die neue Technik können wir OPs besser planen und exakter abbilden. Die Langlebigkeit der Prothesen und das Material – insbesondere der Kunststoffteile – hat sich verbessert. Aber das Ergebnis der Patientenzufriedenheit ändert sich dadurch nicht“, sagt Tobias Fricke. Ein gewisser Verschleiß und die Abnutzung lasse sich an den bewegten Teilen nun mal nicht ganz verhindern.

Wer sind Ihre Patienten und woher kommen sie? Die meisten Patienten sind zwischen Mitte 50 und 90 Jahre alt. Aber auch Patienten mit Ende 40 oder über 90 Jahren werden behandelt – die älteste war 96 Jahre alt, sagt Kleveman. Entscheidend sei nämlich nicht das Alter, sondern der individuelle Gesundheitszustand. Etwa ein Viertel der Patienten kommt aus Nordrhein-Westfalen, ein Viertel aus Melle, etwa zehn Prozent aus der Stadt Osnabrück, und rund 40Prozent aus dem Landkreis Osnabrück.

Ist das CKM jetzt das einzige Zentrum der Maximalversorgung in der Region? In der näheren Umgebung gibt es nur wenige vergleichbare Einrichtungen, schildern die Ärzte: in Bad Oeynhausen, Osnabrück, Damme oder Bielefeld.

Quelle: noz E-Paper